Er ist weg

Heute, an diesem verregneten Sonntag schmerzt der Abschied.
Ich erinnere mich noch genau an deine erste Tour. Wir standen in meinem Flur, es war glaube auch ein Sonntag und es hat aus Eimern gegossen. Ich war so traurig, wollte dich nicht mehr befreien aus unserer Umarmung.
Ein Gefühl, an das ich mich schnell gewöhnen sollte, wenn ich nicht jedes Mal Trennungsangst bekommen wollte. Die folgenden Zeiten meisterte ich immer besser, es machte mir nicht mehr so viel aus, „Tschüss, bis dann“ zu sagen.
Aber heute? Heute fällt es mir schwerer. 4 Tage Trennung. Was ist das schon? Im Grunde genommen ist das keine Zeit. Erst in diesem Jahr haben wir die längste Trennung durchgestanden, 2 Wochen. Es war die Hölle, aber nichts im Vergleich zu 4 Tagen.
Die Tür fällt ins Schloss und ich bekomme einen Kloß im Hals. Manchmal möchte ich dir noch ganz viel sagen, bevor du gehst. Egal, wie lange. Du darfst mich auch nicht vergessen, fahr vorsichtig, melde dich bei mir, hab viel Spaß, ich freu mich schon auf unser Wiedersehen, mach ganz viele Fotos, warum hängen hier noch so viele Hosen auf der Leine, hast du keine mit?…Dinge, die du weißt oder zu Genüge gehört hast. Aber dennoch erscheinen sie mir als wichtig.

Ich kann gut allein sein, aber dennoch gehörst du eben zu mir. Wie der Hund, wie das Baden am Sonntagabend vorm Tatort – Oh, ich hoffe, der Tatort wird heut Abend kein Schlimmer! Du bist Teil meines Tages, krabbelst jeden Abend meine Arme, bist das „Ich radel jetzt los und komme nach Hause“, bist das „Danke fürs Kochen, aber das Essen ist total versalzen“, bist das „Soll ich den Hund füttern?“, bist das „Sind die Flips schon alle?“, bist das „Geh in die Wanne, wenn es dir nicht gut geht“, bist das „Oah Caro, jetzt hör auf zu singen!“, bist das „Ja, ich muss nur noch Schuhe anziehen“ und spielst dabei Gitarre, bist das laute Kauen am Tisch, bist das „Man, warum liegt der Hund im Bett – komm her Brownie, du bist so süß“.
Bei wem rege ich mich denn nun über die dummen Menschen in meinem Leben auf? Was, wenn meine schlimmen Bauchschmerzen kommen, wem jammere ich die Ohren voll? Und was ist dann mit Wärmflasche und Tee? Wem sage ich jeden Tag, dass die Arbeit so war wie gestern?

Morgen, da wird es mir schon besser gehen, ich werde die Ruhe am Abend genießen, ich werde den Weichspüler direkt auf die Ablage stellen, weil du das hasst. In diesem Erlebnis werde ich mich sielen und dir vielleicht sogar jeden Tag ein Foto davon schicken. (Der Weichspüler gehört in diesem Haus auf den Boden neben die Waschmaschine!)
Das Fenster im Schlafzimmer wird nun jede Nacht durchgängig geöffnet sein, du Frostbeule! Ich schnappe mir einfach deine Decke, um meine Füße warm zu halten. Der Hund und ich haben so viel Platz auf der Couch. Diese wird übrigens für die nächsten Tage mein Esstisch sein, danke, dass du kurz weg bist. Hast du die Blumen gegossen, die ganz oben auf dem Schrank stehen? Ach, du konntest die Gießkannen sicher nicht finden. Beide nicht. Diese stehen (sehr untypisch) auf dem Fensterbrett neben den Pflanzen.

Kannst du bitte nicht mehr an Sonntagen fahren? Denn so ist der Sonntag noch grauer. Sonntage gehören uns, auch wenn wir den Kater unseres Lebens haben, uns nicht bewegen, nur jammern und essen. So tun wir das doch immer zusammen.

Tschüss, bis dann.

 

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